Wenn die Seele schwer erkrankt

Der aktuelle Fehlzeitenreport und weitere Untersuchungen zeigen: Psychische Erkrankungen steigen an

Die Corona-Pandemie wirkt sich stark auf die psychische Gesundheit vieler Menschen aus. Der diesjährige Fehlzeitenreport zeigt, dass die Krankenstände im Jahr 2020 voraussichtlich rückläufig sind (oegb.at hat berichtet). So sind die Krankenstandstage in den ersten Monaten 2020 im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen, zum Teil um bis zu zwei Drittel. Dies zeigt daher eindrucksvoll, dass ein Misstrauen gegenüber der telefonischen Krankmeldung unbegründet ist und die lange Verzögerung der Wiedereinführung keine Berechtigung hatte. 

Bereits 2019 hohe Zahl an psychisch Erkrankten

Wirklich alarmierend am vorliegenden Report ist allerdings, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen schon im Jahr 2019 um zehn Prozent angestiegen ist. Hier sind die zu erwartenden Auswirkungen der Pandemie noch gar nicht berücksichtigt. Laut verschiedenen Untersuchungen ist diese aber drastisch am Steigen, wie zuletzt die Universität Krems in einer Studie gezeigt hat.

Mehr niederschwellige Angebote

Vor diesem Hintergrund braucht es so bald als möglich mehr niederschwellige und kostenlose Angebote für die psychosoziale Versorgung. Die Frage, in welchem Bundesland man lebt oder bei welchem Krankenversicherungsträger man versichert ist, darf für den Zugang zu Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten keine Rolle spielen.

Frühzeitige Behandlung wurde verabsäumt

In den Zahlen sind auch die Auswirkungen der Tabuisierung und der daraus folgenden Nicht-Behandlung der letzten Jahrzehnte deutlich zu erkennen: 43,8 % aller Invaliditäts- und BerufsunfähigkeitspensionistInnen und 66,1 % aller RehageldbezieherInnen bei der Pensionsversicherungsanstalt haben ein Leiden aufgrund psychischer Erkrankungen, heißt es in einer Aussendung von ÖGK-Obmann Andreas Huss. Bei einem Gutteil der betroffenen Menschen wäre die Krankheit durch kompetente, frühzeitige Behandlung abgemildert worden.

ÖGK mit 20.000 Psychotherapieplätzen

Die Österreichische Gesundheitskasse investiert in den Ausbau der psychosozialen Versorgung auf Kassenkosten. So werden zusätzliche 20.000 Psychotherapieplätze geschaffen und das Angebot damit um ein Drittel erweitert. Der Zugang zur Leistung wird mit beratenden und organisierenden Clearingstellen, die auch Gruppentherapien anbieten müssen, versichertenfreundlich gestaltet. „Wir setzen jetzt den Ausbau der Psychotherapie auf Kassenkosten um. Das ist ein Schritt, den die ÖGK bestimmen kann. Bei anderen Themen ist ein Zusammenwirken mehrerer Akteure für die Verbesserung der psychosozialen Versorgung in Österreich notwendig”, sagt Andreas Huss dazu.


Der ÖGB fordert:

- Psychotherapie für alle, die es brauchen - und zwar auf Kassenkosten
- Weiterer Ausbau von Psychotherapieplätzen
- Mehr Therapiestunden 
 


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