Lang arbeiten bringt Müdigkeit, Stress, Burn-out

Mehr Erkrankungen - ArbeitsmedizinerInnen analysieren Studien und warnen vor Arbeitszeitverlängerung

Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben führt zu Stress und psychischen Beeinträchtigungen
Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben führt zu Stress und psychischen Beeinträchtigungen

Die Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin (ÖGA) hat Anfang Oktober ihren Leitfaden zur Beurteilung langer Arbeitszeiten veröffentlicht. 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche erhöhen demnach nicht nur das Unfallrisiko (oegb.at hat berichtet), auch so manche arbeitsbedingte Erkrankung könnte gehäuft auftreten.

Je länger die Arbeitszeit, desto mehr psychische Beeinträchtigunge

Die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit weist recht deutliche Zusammenhänge zur psychischen Gesundheit auf. Es besteht ein linearer Zusammenhang zwischen der Wochenarbeitszeit und psychovegetativen Beeinträchtigungen (Stressempfinden, innere Unruhe, depressive Verstimmung, Schlafstörungen, Magen-Darm-Störungen). Je länger die Wochenarbeitszeiten, desto häufiger werden diese Beeinträchtigungen berichtet. Personen mit Arbeitszeiten über 40 Stunden pro Woche weisen dabei überdurchschnittlich häufig Beschwerden auf. Ebenso berichten Beschäftigte mit langen wöchentlichen Arbeitszeiten häufig von Ermüdung, reduzierter Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit und Burn-out.

Konkrete Beispiele aus Studien:

  • Wer wöchentlich 55 oder mehr Stunden arbeitete, hatte ein 1,3 Mal höheres Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden als unter „Standardarbeitszeiten“.

  • Menschen mit langen Arbeitszeiten haben ein erhöhtes Risiko eines unregelmäßigen Herzrhythmus‘, also Vorhofflimmern.

  • Übergewicht, lange Arbeitszeiten und Freizeitaktivitäten: erhöhtes Risiko bei geringeren Freizeitaktivitäten

  • Mehrere lange Arbeitstage hintereinander führen zu unzureichenden Erholungsmöglichkeiten, zu einer Kumulation von Ermüdung und Schlafdefizit.

  • Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben führt zu vermehrtem Stressempfinden bis hin zu psychischen Beeinträchtigungen.

  • Erhöhtes Risiko für depressive Symptome bei Personen mit mehr als 55 Wochenstunden.

  • Um die Beanspruchungsfolgen langer Arbeitszeiten abzumildern, greifen die Betroffenen zu Alkohol und Zigaretten, das ist zusätzlich gesundheitsschädlich. Für gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung bleibt hingegen zu wenig Zeit.

Verbesserungen traten tendenziell eher auf, wenn die langen Schichten durch die Beschäftigten selbst gewählt werden und es flankierende Maßnahmen zur Belastungsreduktion gibt.

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